Neues aus dem Gemeinderat

Der Igel muss in Türkheim draußen bleiben!

Zur Vorgeschichte siehe Beitrag vom 14.03.2021 weiter unten auf der Seite.

Ein Igel auf Quartiersuche: Niedlich, aber unerwünscht.

NEIN zu Gründächern, NEIN zur Durchgrünung, NEIN zu Kleintieren… Umwelt- und Naturschutz in Türkheim ABGELEHNT! Anders kann man die gestern getroffenen Entscheidungen zur Einfriedungs- sowie Garagen- und Stellplatzsatzung nicht werten:

„Damit eine Bodenfreiheit für Kleintiere gewährleistet werden kann, muss zwischen Zaununterkante und Bodenoberkante ein Abstand von 0,15 Meter Höhe eingehalten werden. Bei (teil-) geschlossenen Einfriedungen müssen mind. alle 2,00 Meter offene Abstände von mind. 0,10 Meter Breite und 0,15 Meter Höhe vorgesehen werden.“ Mit 3 zu 17 Stimmen abgelehnt!

„Stellplätze und Zufahrten zu Garagen und Carports sind wasserdurchlässig (z.B. mit Rasengitter, Rasenschotter, Wabengittern, Drainbelag, haufwerksporigem Pflaster mit offenen Fugen) zu gestalten.“ Mit 3 zu 17 Stimmen abgelehnt!

„Bei fünf oder mehr nebeneinanderliegenden Stellplätzen, ist entlang der Stellplätze ein mind. 1,5 Meter breiter, unversiegelter Streifen zu führen, der mit standortgerechten Sträuchern zu bepflanzen ist. Je fünf Stellplätze ist zusätzlich mind. ein Baum der 2. Wuchsordnung in dieser unversiegelten Fläche zu pflanzen. Die Bäume sind gegen Anfahrten zu sichern, die Bepflanzung ist fachgerecht zu pflegen und bei Ausfall entsprechend zu ersetzen.“ Mit 3 zu 17 Stimmen abgelehnt!

„Flachdächer oder flach geneigte Dächer (0-5°) von Garagen, Carports und Tiefgaragenzufahrten sind zu begrünen. Es kann auf eine Begrünung verzichtet werden, wenn die Fläche für Photovoltaik oder Solar genutzt wird.“ Mit 5 zu 15 Stimmen abgelehnt!

Immerhin erhielten unser Vorschläge zur vorbereitenden Installation von Elektroladestationen bei 10 oder mehr Stellplätzen (Zustimmung mit 15 zu 5) und der Gleichstellung von Fahrradstellplätzen gegenüber den Kfz-Stellplätzen die notwendigen Mehrheiten (Zustimmung mit 19 zu 1).

Dennoch: Was eine Vielzahl an Gemeinden auch in der direkten Nachbarschaft in ihren Satzungen und Bebauungsplänen bereits fest verankert haben, ist in Türkheim (noch) nicht möglich. Zu groß ist die Angst vieler Gemeinderäte zuviele Vorschriften würden die Bürger überstrapazieren und völlig unbegründet ist in gleichem Maße die Hoffnung, dass sich das alles schon von alleine regulieren würde. Denn dass das nicht funktioniert, kann in der Realität auch an vielen Beispielen in Türkheim widerlegt werden: Abgeschottete Grundstücke, hochversiegelte Stellplatzanlagen, blechverkleidete Flachdächer… Umwelt- und Naturschutz beginnt im Kleinen: Durchgrünung wirkt der Überhitzung von Innenstädten entgegen, sickerfähige Beläge reduzieren bzw. verzögern die Abflussmenge des Niederschlagswassers und führen damit zu einer verminderten Belastung der Kanalisation und der Kläranlagen, durchlässige Einfriedungen bieten Kleintieren Schutz auf ihrer Nahrungssuche. Für die Mehrheit der Türkheimer Gemeinderäte noch lange kein Grund am Status Quo etwas zu ändern. (AJ)