Besuch der Wertachtal-Werkstätten und der inklusiven WG „Tetra-Pack“ in Kaufbeuren

Die Direktkandidat*innen für die Landtags-und Bezirkstagswahl Holger Jankovsky (LTW) und Ursula Reichenmiller-Thoma (BZTW) im SK 708 Kaufbeuren informierten sich bei einer Führung durch die Wertachtal-Werkstätten Kaufbeuren über die vielen verschiedenen Arbeits-und Berufsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung.Die Sprecherin des Stadtverbandsder GRÜNEN, Stadträtin und Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Seifert hatte den Termin für den 29.03.2023 vormittags vereinbart und begleitete unsere Besichtigung.Die Geschäftsführer Herr Prestele und Herr Grath sowie Markus Knab, Vorsitzender des Werkstattrats,gabenzuerst einen Einblick in die Struktur der Lebenshilfe und in ihre Arbeit in den Wertachtal-Werkstätten. Die Wertachtal-Werkstätten gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der Lebenshilfe Ostallgäu-Kaufbeuren e.V. Der Verein wurde vor 60 Jahren von Eltern mit Kindern mit einer Behinderung gegründet und hat inzwischen über 750 Mitglieder. Beeindruckend ist das riesige Angebotsspektrum an Hilfe, Unterstützung und Förderung, das ab einer Früh-und Risikogeburt bis ins hohe Alter ganzheitlich sämtliche Bedarfe an Bildung, Arbeit, Freizeit und Wohnen ambulant und stationär von Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung abdecken kann. Wir diskutierten auch anhand konkreter Beispiele und Schicksale die Defizite im Entwurf des Pflegeunterstützungs-und -entlastungsgesetzes.In den Wertachtal-Werkstätten arbeiten und leben 630 Menschen mit Behinderung. Sie werden von 230 Mitarbeitenden betreut.Bei unserem Rundgang konnten wir einen Einblick in die Schreinerei gewinnen. Hier werden hauptsächlich gebrauchte Biertischgarnituren großer Biergarten-und Festzeltbetreiber aufgearbeitet, d. h. von Fremdkörpern befreit, abgeschliffen, neu lackiert und die Metallaufsteller lackiert und leichtgängig gemacht. Das zweite Standbein der Schreinerei ist ein Exklusivvertrag für die Herstellung eines qualitativ sehr hochwertigen Holzspielzeug-Systems für Kinder-Tagesstätten und -Einrichtungen. In dermetallverarbeitendenWerkstattkonnten wir den Produktionsprozessvon verschiedenen Werkstücken beobachten. Hier werdenfür große Firmen Sonderanfertigungen maß-und passgenau (ab 10 Stück) sowie große Serienaufträge an modernen CNC-Maschinen mit hoher Präzision ausgeführt.Bei der Logistikgruppe war gerade ein Auftrag abgearbeitet, so dass die Gruppe uns recht fröhlich empfing. Auch sie arbeiten für eine große Firma in der Verpackung. Außerdem konnten wir noch die Abpackung von Samentütchen für eine große Drogeriekette sehen, bevor die Mittagspause begann und unser Besuch mit herzlichem Abschied endete.Für uns interessant war außerdem, dass sich die Wertachtal-Werkstätten mit großem Engagement auf dem Weg zur Klimaneutralität befinden. Sie investieren fortlaufend z. B. in erneuerbare Energien (Strom-und Wärmeenergie wie beispielsweise PV auf allen Dächern), ein Neubau wird in EE 40-Standard erstellt, die Kantine bezieht ökologisch regionale Ware in Bio-Qualität und insgesamt wird das betriebliche Wirtschaften auf Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Umgang beständig evaluiert und verbessert. Zu einem späteren Zeitpunkt stehen für einen Informationsbesuch noch die Bio-Manufaktur (Zulieferer für Unverpacktläden und eigener Shop) und die Wäscherei für Privatkunden in Neugablonz an. Zu weiteren Informationen über die Wertachtal-Werkstätten geht es hier. Einladung zum Kaffee bei Johann: Inklusive WG „Tetra-Pack“Am Nachmittag stand ein Besuch bei Johann Glüderan, dem Urgestein der inklusiven WG „Tetra-Pack“. Die WG wurde 2016 gegründet als Kooperationsprojektder Kulturwerkstatt des Stadtjugendrings, der Lebenshilfe Ostallgäu und der Antonie-Zauner-Stiftung. Menschen mit (geistiger) Behinderung, so wie Johann, leben zusammen mit Menschen ohne Behinderung in einer großen Wohnung zentral mitten in Kaufbeuren in einem Haus der Antonie-Zauner-Stiftung. Johann bewohnt ein Appartement mit einem großen Zimmer, einem kleinen Arbeitszimmer und einem großen, behindertengerechtenBadezimmer. Er arbeitet begeistert in der Kulturwerkstatt mit, gehört als „Betriebliche Unterstützung“ fest zum Team, und er hat noch ein einträgliches Hobby. In Heimarbeit fertigt er Grillanzünder aus Abfallholz, die er in der Kulturwerkstatt verkaufen darf und die die besten Anzünder in ganz Kaufbeuren sind, wie Holger versichert.

Johann war die Einladung von uns sehr wichtig. Er ist stolz in dieser WG selbständig zu leben. Mit Hingabe und Bedacht hat erfür uns den Tisch gedeckt, die Küche vorher aufgeräumt und geputzt, Kaffee gekocht und Kerzen aufgestellt, er ist ein aufmerksamer und humorvoller Gastgeber. Nach der Wohnungsbesichtigung zeigt er uns, wie er die Grillanzünder mit einer kleinen Holzspaltmaschine und einer Holzform in Handarbeit herstellt und professionell mit Banderole und Aufkleber verziert.Mit dem Erinnerungsfoto verabschieden wir uns. Weitere Infos gibt es hier. Zum Team der Kulturwerkstatt, Spielplan und allen Infos geht es hier